Zur Navigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen Zum Fußbereich springen

Startup Valoon digitalisiert Baustellen-Kommunikation

© Valoon

Auf deutschen Baustellen läuft die Kommunikation noch überwiegend analog ab. Allerdings führt dies häufig zu Informationsverlust und fehlenden Strukturen. Das Startup Valoon aus Dortmund adressiert dieses Problem mit einer KI-gestützten Plattform, die weit verbreitete Messenger-Apps wie zum Beispiel WhatsApp nutzt. Dabei gibt das Startup Mitarbeitenden auf Baustellen projektspezifische Baustellen-Chats als vertraute Kommunikationsplattform an die Hand. Statt aufwendiger Software setzt Valoon auf Messenger-Dienste, die der Großteil der Menschen ohnehin auf ihren Smartphones nutzt.

Das junge Unternehmen analysiert über eine eigene KI-basierte Plattform automatisch Nachrichten, Fotos und Sprachnachrichten in WhatsApp und wandelt sie in strukturierte Baustellendokumentation um – ganz ohne Mehraufwand auf der Baustelle. Büro-Teams profitieren parallel von vollständigen Berichten und einem intelligenten Dashboard. Mehr als 1.000 Bauprojekte auf der Welt nutzen die Lösung bereits.

Valoon belegte kürzlich den ersten Platz beim Landeswettbewerb OUT OF THE BOX.NRW 2025. Neben einem Preisgeld von 25.000 Euro erhielt das Unternehmen als besonderen Zusatzpreis von NRW.Global Business ein Ticket für die Tech-Konferenz „Slush“ in Helsinki – eine der weltweit führenden Startup-Plattformen.

Welche Vision verfolgte Valoon bei der Gründung, warum ist NRW ein starker Standort für digitale Startups und welche Zukunftspläne hat das junge Unternehmen? Diese und weitere Fragen beantwortet Gründer und Geschäftsführer Marvin Rosian im Gespräch mit NRW.Global Business.

Herr Rosian, was war der Anstoß für die Gründung von Valoon und welche Herausforderung auf Baustellen wollten Sie mit Ihrer innovativen Software lösen?

Wir vier Gründer von Valoon kennen uns schon länger und haben vor Valoon mehrere Jahre lang Deutschlands größtes Forschungsprojekt für KI im Bauwesen geleitet. Dabei ist uns aufgefallen: Software und KI funktionieren meistens noch recht gut im Büro, also zum Beispiel bei Ingenieuren und Architekten – aber nicht auf der Baustelle. Der Grund dafür istrecht einfach: Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter und Handwerkerinnen und Handwerker wollen bauen und keine Software bedienen. Gleichzeitig haben wir gesehen, dass Messenger-Dienste, insbesondere WhatsApp, die einzige flächendeckend genutzte Software auf Baustellen aller Größenordnungen sind. Genau hier setzen wir an und bringen Digitalisierung und Innovation direkt auf die Baustelle, ohne dass Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter dafür eine neue App installieren oder aufwendige Software-Schulungen durchlaufen müssen. 

Wie schafft es Ihre Plattform, die Benutzerfreundlichkeit eines Messengers mit der Komplexität eines Baustellen-Dokumentationssystems zu vereinen? Wie sieht die alltägliche Anwendung Ihres Dienstes auf Baustellen aus? 

Bei uns können sowohl die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch die vielen Subunternehmer auf der Baustelle weiterhin ihre gewohnten Messenger wie WhatsApp nutzen. Dort können sie nicht nur chatten und Fotos versenden, sondern zum Beispiel auch Material bestellen, Zeiten und Leistungen erfassen oder Bautagesberichte ausfüllen. Dank unserer Kooperation mit Meta – dem Mutterkonzern von WhatsApp – sind wir dazu in der Lage, diese Funktionen den Menschen auf der Baustelle zur Verfügung stellen. Die Informationen werden dann direkt über WhatsApp an Valoon übermittelt. Falls notwendig, und das ist relativ häufig der Fall, werden die Nachrichten auch automatisch übersetzt, zum Beispiel aus dem Polnischen, Kroatischen oder Rumänischen ins Deutsche. Wir sammeln alle Informationen und werten sie anschließend für den Bauleiter oder die Bauleiterin in einem zentralen Dashboard gesammelt aus. Das geschieht bei Valoon, kann aber auch in die bestehenden IT-Systeme unserer Kunden integriert werden, insbesondere bei größeren Bauunternehmen. 

Ihre Lösung greift auch und insbesondere auf Künstliche Intelligenz zurück. Können Sie erklären, welche Rolle sie in ihrer Software spielt? 

Die KI unterstützt uns an verschiedenen Stellen: Angefangen bei der automatischen Sprachübersetzung bis hin zur Zuordnung von Informationen oder der Objekterkennung auf Fotos. Wichtig ist uns dabei: Die KI ist für uns lediglich ein Helfer. Die zentralen Interaktionen finden nach wie vor direkt zwischen der Bauleitung und den Bauarbeiterinnen und Bauarbeitern statt. 

Wie profitieren Startups wie Valoon vom Standort NRW? Welche Rolle spielt z. B. auch die Forschungslandschaft oder das Innovationsumfeld in NRW? 

NRW als Standort bietet uns als Bau-Startup gleich mehrere Vorteile. Zum einen ist es der Zugang zu den vielen kleinen und mittelständischen Bauunternehmen in NRW, zum anderen zu „Big-Playern“ im Markt, wie zum Beispiel Goldbeck in Bielefeld oder HochTief in Essen. Gerade im Hinblick auf potenzielle Kunden sehen wir NRW als das attraktivste Bundesland – sowohl für uns als auch für andere Startups mit B2B-Fokus. Weiterhin haben wir in NRW mit den vielen Universitäten und Forschungseinrichtungen einen sehr guten Zugang zu hochqualifiziertem Personal. Ich selbst war vor Valoon bei der Fraunhofer-Gesellschaft in Dortmund tätig und habe von dort aus meinen Weg aus der Forschung in die Praxis gefunden. Das Innovationsumfeld NRW ist insbesondere mit Blick auf Inkubatoren und Acceleratoren sehr gut aufgestellt. So gibt es in unserer Heimatstadt Dortmund viele attraktive Startup-Programme, wie z. B. den relativ jungen Innoclub. 

Als Gewinner des OUT OF THE BOX.NRW Award fährt Valoon gemeinsam mit NRW.Global Business auf die Tech-Konferenz „Slush“ in Helsinki. Welche Erwartungen haben Sie an dieses Event? 

Wir waren selbst bislang noch nie auf der Slush und freuen uns sehr darauf, zu erleben, wie eine weltweit bekannte Konferenz abläuft und welche Erkenntnisse wir dort für uns mitnehmen können. Besonders gespannt sind wir auf die German Pitching Stage und den deutschen Netzwerk-Abend. Wir freuen uns vor allem, mit anderen deutschen und internationalen Startups in den Austausch zu kommen. Da wir zudem für Ende des Jahres

eine Finanzierungsrunde planen, ist die Slush für uns auch eine ideale Möglichkeit, mit Investoren in Kontakt zu treten und unser Netzwerk zu erweitern. Wir sind dankbar, dass wir mit NRW.Global Business die Chance bekommen, dabei zu sein, und lassen es einfach auf uns zukommen.