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Lastendrohnen von Morpheus revolutionieren medizinische Logistik

© Morpheus Logistik GmbH

Morpheus Logistik aus Lüdenscheid ist einer der Pioniere, die die Vision von Drohnen als fliegende Lieferanten in greifbare Innovation verwandelt haben. Als erstes Unternehmen mit einer EU-Zulassung für Drohnentransporte revolutioniert Morpheus den Gütertransport. Zunächst mit Industriegütern, wie zum Beispiel Ersatzteile für Brücken: Dabei legen die Drohnen eine Distanz von bis zu 250 Kilometern mit einer Nutzlast von maximal zehn Kilogramm zurück. Seit Mai liefern ihre Drohnen auch medizinische Proben oder Blutkonserven bis zu 150-mal pro Tag zwischen Krankenhäusern in Iserlohn, Schwerte und Menden sowie den Standorten des Laboranalytik-Unternehmens Eurofins in Iserlohn und Gelsenkirchen. Die kompakten Drohnen sind mit einem speziellen Fallschirm für sichere Landungen ausgestattet. So umgehen sie Staus, sparen Zeit und reduzieren CO₂-Emissionen. 

Im Interview mit NRW.Global Business spricht Geschäftsführer Norman Koerschulte über die Motivation hinter dieser Idee, die Bedeutung von NRW als Innovationsstandort, die Perspektiven in der Drohnenlogistik sowie über die weiteren Zukunftspläne des Unternehmens. 


Herr Koerschulte, was war der Impuls für die Gründung von Morpheus Logistik und wie hat sich die Idee von fliegenden Prototypen hin zur zugelassenen Lösung entwickelt?

Wir bei Morpheus Logistik haben die Vision, Europas führende Drohnen-Airline aufzubauen und elementare Probleme unserer Wirtschaft anzugehen: Logistik, Transport, Fachkräftemangel. Auf lokaler Ebene kamen noch ganz andere Punkte hinzu: Wir hatten in Lüdenscheid mit der Sperrung der A45-Talbrücke Rahmede ein echtes Versorgungsproblem – nicht theoretisch, sondern ganz praktisch. Ersatzteile kamen zu spät, Lieferzeiten konnten kaum noch eingehalten werden. Da haben wir uns gefragt: Warum eigentlich nicht in die Luft gehen? Die Technik war vorhanden, aber keiner hat sie wirklich nutzbar gemacht. Also haben wir es einfach selbst in die Hand genommen. Mit meinem Hintergrund als technischer Händler war mir klar, worauf es ankommt: Zuverlässigkeit, Geschwindigkeit, geringe Kosten. Und durch meine frühere Tätigkeit als Head of Material & Logistics bei Germanwings (heute Eurowings, Anm. d. Red.) hatte ich das notwendige Know-how aus der Luftfahrtbranche bereits im Gepäck.  Heute fliegen wir mit offizieller Genehmigung der Luftfahrtbehörde – das ist kein Startup-Experiment mehr, sondern ein echter Service für unsere Kunden und Lebensretter für die Gesellschaft.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Entwicklung in Richtung medizinischer Proben zu lenken, und wie viele Drohnen setzen Sie dafür ein?

Mit Drohnen sind wir deutlich schneller als über die Straße. In der Notfallmedizin ist das besonders wichtig. Unser Partner Eurofins GeLaMed – ein medizinisches Labor für Spezialanalytik und Diagnostik – hatte in diesem Bereich konkrete Probleme, die wir lösen konnten: Zeitdruck, Staus, fehlendes Fahrpersonal. Schnell war klar, dass Drohnen hier einen echten Unterschied machen können. Inzwischen fliegen wir mit bis zu fünf Drohnen vom Typ Auriol zwischen mehreren Kliniken in NRW und transportieren Proben und Blutkonserven – bis zu 150 Flüge am Tag. 

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Sicherheit von Flügen und Ladung zu gewährleisten und um sicherzustellen, dass die Drohnen robust gegen Unvorhergesehenes wie Wetter oder technische Störungen sind? 

Wir sind ein offiziell zugelassenes Luftfahrtunternehmen.  Und das verpflichtet. Jede einzelne Flugroute wird behördlich genehmigt, jede unserer Drohnen ist mit einem mehrstufigen Notfallsystem ausgestattet. Unsere Flüge werden in Echtzeit und rund um die Uhr aus einem zentralen Leitstand überwacht, durch ausgebildete, zertifizierte Drohnenpiloten. Das heißt: automatisierter Flug, ja – aber niemals ohne menschliche Kontrolle.

Zusätzlich werten wir kontinuierlich Wetterdaten aus, führen vor jedem Start umfassende Sicherheits- und Systemchecks durch und verfügen über erprobte Notfallprotokolle für jedes denkbare Szenario. Unsere Systeme sind so aufgebaut, dass sie auch unter widrigen Bedingungen von starken Windböen bis hin zu plötzlichen Systemabweichungen stabil, ausfallsicher und redundant reagieren.

Was macht NRW für ein visionäres Logistik-Unternehmen wie Ihres zu einem besonders geeigneten Standort?

Wir kommen aus dem sauerländischen Lüdenscheid und sind hier zu Hause. Es gibt hier viele industrielle Zentren, viele Kliniken, kurze Wege, aber auch infrastrukturelle Herausforderungen, denen wir uns mit unserer Lösung stellen können und wollen. Für uns war das der perfekte Ort, um zu starten. Und wir merken: Die lokale Politik, die Behörden und die Unternehmen sind offen für neue Lösungen, wenn man es richtig anpackt. Hier kann man zeigen, dass Innovation auch und vor allem im Mittelstand funktioniert.

Inwiefern können (Ihre) Drohnen die Logistik in NRW, Deutschland oder international neu gestalten? Oder anders gefragt: Wie stellen Sie sich die Logistik von morgen vor? 

Ich glaube an praktische Lösungen. Das heißt: Die Logistik von morgen wird nicht komplett fliegen – aber sie wird smarter, automatisierter und flexibler. Drohnen sind ein Baustein davon, den wir prägen wollen. Wenn sie richtig eingesetzt werden, können sie echte Probleme lösen: Lieferzeiten verkürzen, Ausfallzeiten vermeiden, Personalengpässe abfedern und vieles mehr. Unser Ziel ist klar: Wir wollen Europas führende Drohnen-Airline werden – nicht weil es cool klingt, sondern weil es gebraucht wird.