Das Startup BasePeak aus Dormagen unterstützt Unternehmen und Behörden in NRW und darüber hinaus mit moderner IT. Ziel ist, den oft komplexen und langwierigen Prozess der Digitalisierung zu erleichtern. BasePeak entwickelt deshalb sichere und zukunftsfähige Softwarelösungen und KI-Agenten. Das Team begleitet Firmen von der Problemstellung über die individuelle Umsetzung bis hin zum Betrieb im Business. Dabei steht immer die Frage im Mittelpunkt: Wie können mit KI-gesteuerte Systeme dazu beitragen, Prozesse zu vereinfachen und Ressourcen besser einzusetzen?
Für Gründer Thorsten Klein, der bereits Erfahrungen in deutschen Konzernen und amerikanischen Tech-Startups sammelte, ist klar: NRW bietet das ideale Umfeld, weil hier viele potenzielle Partner aus Wirtschaft und Forschung in einem dichten Netzwerk vereint sind. Im Gespräch mit NRW.Global Business erklärt er, wie BasePeak Unternehmern und Behörden heute schon den Weg in die digitale Zukunft erleichtert, welche Herausforderungen auf sie zukommen und warum das Startup die Region als Ausgangspunkt für seine Entwicklung gewählt hat.
Herr Klein, warum haben Sie BasePeak gegründet? Gab es eine konkrete Situation, bei der Sie besonderen Handlungsbedarf sahen?
Schon während meines Studiums drehte sich bei mir alles um die Automatisierung von Arbeitsabläufen auf Basis selbst gehosteter Open Source-Lösungen. Ich habe nach meinem ersten Job für ein paar Jahre freiberuflich mit mehreren Unternehmen und behördlichen Einrichtungen gearbeitet und dabei festgestellt, dass es verlockend ist, sich durch den bequemen Weg in die öffentliche Cloud in eine Abhängigkeit von anderen Konzernen zu begeben. Dabei gibt es so viel etablierte, gut gewartete und öffentlich verfügbare Software, welche man jederzeit selbst betreiben kann. Sie wird allerdings oftmals mangels Personals oder aufgrund von Sicherheits- und Skalierungsbedenken nicht eingesetzt. Mit BasePeak möchten wir die Stärken von Open Source-Software durch geschickte Kombination von Komponenten herausarbeiten. So können wir der öffentlichen Verwaltung und dem deutschen Mittelstand die Möglichkeit bieten, KI-Systeme und cloud-basierte Arbeitsplätze vollkommen souverän zu betreiben – innerhalb Deutschlands bzw. der EU. So entstehen Alternativen zu globalen Anwendungen, die man bedenkenlos mit datenschutzrelevanten Informationen füttern kann ohne an Leistung oder Nutzbarkeit zu verlieren.
Was sind die typischen Herausforderungen, mit denen ein Unternehmen oder eine Behörde zu Ihnen kommt?
Insbesondere Behörden haben enorm hohe Datenschutzanforderungen. Das ist gerade im Bereich der Anwendung von KI-Lösungen ein großes Problem. Bei den großen KI-Anbietern kann potenziell jede Eingabe mitgelesen oder zum Training der KI-Modelle verwendet werden. Oft kann dem zwar widersprochen werden, aber so richtig sicher fühlt sich damit kaum jemand. Immerhin gibt es bereits europäische und deutsche Modellanbieter. In manchen Fällen ist das Bedürfnis von Sicherheit und Souveränität aber so groß, dass nur eine Software auf eigenen Rechnern die Bedingungen erfüllt. Unsere Lösung funktioniert auf allen Ebenen: Vollkommen automatisiert verwaltet in unserer deutschen Cloudumgebung oder direkt auf eigenen Servern im Rechenzentrum, beim kommunalen IT-Dienstleister oder im Keller des Rathauses. Ob dann externe oder interne, selbst betriebene KI-Modelle verwendet werden, bleibt letztlich Entscheidungssache des Kunden. Wir bieten den gesamten Aufbau von der Infrastruktur auf Betriebssystemebene bis hin zur Chat-Oberfläche für die Endnutzer an.
Neben Cloud-Lösungen, insbesondere cloud-basierten Arbeitsplätzen, legen Sie den Fokus auf Künstliche Intelligenz. Was macht ein sogenannter KI-Agent, wie unterstützt er Ihre Kundinnen und Kunden?
Die Bezeichnung „KI-Agent“ ist in der Fachwelt ziemlich überladen und umstritten. In unserem Verständnis ist ein KI-Agent ein autonom agierendes System, welches per Vorgabe (System-Prompt) und Nutzereingabe (Prompt) frei agieren und eine Aufgabe erfüllen kann. Dabei kann die KI auf Werkzeuge wie Datenbanken, das Internet oder Unternehmenssoftware zurückgreifen und mit oder ohne menschliche Interaktion Ergebnisse abliefern. Sie können zielgerichtet und in mehreren Schritten Probleme lösen und sich dabei auch vorherige Ergebnisse ins „Gedächtnis“ rufen. Ein Beispiel dafür ist ein einfacher Agent, welchen wir für das Ausländeramt meiner Heimatstadt gebaut haben: Er unterstützt die Sachbearbeitenden bei der Ersteinschätzung von Einzelfällen. Für eine Anfrage sucht er eigenständig die relevanten Gesetzestexte, findet heraus, welche Voraussetzungen zur Erfüllung der Anfrage wichtig sind, durchsucht anschließend die Akte der anfragenden Person und gibt eine Einschätzung, ob der Anfrage entsprochen werden kann oder ob noch Informationen fehlen. Natürlich darf bei solchen kritischen Anwendungen weiterhin die menschliche Einschätzung nicht fehlen. Wichtig ist hier, dass klar definierte Arbeitsabläufe in einen KI-gestützten Workflow überführt werden können, in dem die KI dem Menschen assistiert.
BasePeak wird mit dem Gründungsstipendium NRW gefördert, die Jury spricht von „echter Gründer-DNA“. Wie gelingt der Transfer von der Idee über den Prototyp bis zum marktreifen Produkt?
Auf dem Weg zum marktreifen Produkt lassen wir uns einfach auf den Markt ein. Wir haben das Glück, mit der Stadt Dormagen eng zusammenarbeiten und auf die Unterstützung der Wirtschaftsförderungen Dormagen und Neuss bauen zu können. Dadurch können wir direkt mit einer öffentlichen Verwaltung zusammen die Anforderungen an eine KI-Infrastruktur erarbeiten und die Hindernisse bei einer lokalen Umsetzung einer solchen Plattform identifizieren. Da es in den meisten Verwaltungen – und auch in vielen Unternehmen – ähnliche Probleme und Optimierungspotenziale gibt, setzen wir mit unserer Plattform auf den Skalierungseffekt der Teilbarkeit. Das bedeutet: Der KI-Agent, der im Ausländeramt Dormagen eingesetzt wird, kann größtenteils so wie er ist auch in anderen Kommunen genutzt werden. Unsere Idee und unsere Vision werden dann direkt von unserer Zielgruppe validiert und durch sie nach individuellen Bedürfnissen geschärft.
Wie bewerten Sie das Startup-Ökosystem in NRW mit Blick auf Förderprogramme, Forschung, Talente, Vernetzung?
Ich bin sehr dankbar, dass die Wirtschaftsförderungen Dormagen und Neuss sowie das Startercenter NRW uns hier großartig unterstützen. Dazu befinden wir uns in unmittelbarer Nähe zu den großen Städten Köln und Düsseldorf und sind umgeben von vielen exzellenten Hochschulen – das sind sehr gute Voraussetzungen mit Blick auf unser Netzwerk, die Suche nach Talenten und verschiedene Förderprogramme. Netzwerkveranstaltungen für Startups und Unternehmen, wie z.B. GovTech, gibt es im Überfluss in ganz NRW. Das beweist allein schon ein Blick in die sozialen Medien. Darüber hinaus habe ich viele Förderprogramme des Landes NRW und insbesondere die Transformationsprogramme im Rheinischen Revier kennengelernt und bin zuversichtlich, dass auch wir bald damit Erfolg haben werden.